Heinrich Franz Seraph Bachmair, Pseudonym Jacobus Fellgiebel, Lazarillo (* 4. Oktober 1889 in Pasing; † 11. Oktober 1960 in Freising) war ein deutscher Verleger, Dichter und Erzähler.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#89 Brief an Heinrich Franz Seraph Bachmair
Datierung | 1920-09-02 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., M |
Provenienz | DLA Marbach, Bestand A:Bachmair |
Briefkopf | - |
Personen |
Bachmair, Heinrich Franz Seraph
Podubecky, Rudolf Toller, Ernst Bachmair, Heinrich Franz Seraph |
Institutionen |
Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS)
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) |
Werke |
Die Wandlung
Masse Mensch |
Lieber Heinrich Franz,
Du mußt mir sofort schreiben, wieviel tausend Theaterkarten Du dringend brauchst.
Du weißt wie ich zu Dir stehe. Viel Worte braucht es da nicht.
Ob und wieviel ich entbehren kann, läßt sich heute nicht mit Bestimmtheit sagen. Indessen hoffe ich 5 aufbringen zu können. Form und Reglung überlasse ich Dir.
(Nur eines mußt Du wissen: später einmal könnte ich in die Lage kommen, alles oder einen Teil rasch zu brauchen …)
– Wir vermissen Dich hier sehr, lieber Freund. Notgedrungen habe ich gegenüber Podi Deine Rolle übernommen. Leicht gebeugt, den Kopf seitlich geneigt stelle ich (etwa) fest: „Podi sich zurückgesetzt fühlend“ oder „Podi durch täglichen Umbau seines Zelleninventars an der Haft sich erfreuend.“
Darauf lächle ich wie Du – und konstatiere allgemeine Bangigkeit nach dem Bücher, Zeitschriften, Wandergenossenschaften, Revolution in Pasing, Resolutionen im S. D. S., Buchhandlungen, Kunstprodukte u. s. w. herausgebenden H. F. B. u. Co. , der seine Nacktheit (H. F. B.) wie Jakob um ein schäbiges Linsengericht verkaufte. –
Gestern Abend wurde in Hamburg (wie ich telegraphisch hörte, mit Erfolg) die Wandlung aufgeführt. O wie ich die Enge der Zelle fühlte! (Neue Annahmen: Mährisch Ostrau, Osnabrück, Halberstadt, Friedrichroda, Brünn)
Glaubst Du, daß es möglich wäre, mit Unterstützung des S. D. S. zur Uraufführung des „Aufstand“ 8–14 Tage Urlaub zu erlangen? (gegen hohe Kaution, ehrenwörtliche Verpflichtung, keine politische Tätigkeit und keinen Fluchtversuch zu entfalten. Meinetwegen auch nicht nach München zu kommen). Schreib!
Ich grüße Dich herzlich!
Dein
E. T.
2. 9. 20.
Aufstand noch nicht in Druck!!
Sehr peinlich!
Von vielen Grüße!
Das Zusammengepferchtsein stößt immer häßlichere „Kanten“ heraus
Wie ist die Stellung der Münchener U. S. P. zu den Moskauer Bedingungen? Du weißt, wir bekommen nicht den Kampf.
Nach vierzehntägigem Bettlager wieder auf.
Gebrochener Zeh bleibt wahrscheinlich „versteift“