Nettie Sutro-Katzenstein (* 1. November 1889 in München; † 21. September 1967 in Zürich) war eine Schweizer Historikerin und Flüchtlingshelferin.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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Nettie Sutro-Katzenstein (* 1. November 1889 in München; † 21. September 1967 in Zürich) war eine Schweizer Historikerin und Flüchtlingshelferin.
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#87 Brief an Nettie Katzenstein
| Datierung | 1920-08-18 |
| Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
| Verfasser | Toller, Ernst |
| Beschreibung | Brief |
| Provenienz | Original nicht ermittelt. |
| Briefkopf | - |
| Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 294). |
| Personen |
Katzenstein, Nettie
Katzenstein, Erich Toller, Ernst Katzenstein, Nettie |
| Werke | Masse Mensch |
Niederschönenfeld, 18.8.20
An Tessa.
Der Tag war sehr reich. Wir waren uns nahe … Ich ging in meine Zelle und schickte alle Genossen fort, ich war glücklich in meiner Müdigkeit, und diese Empfindung wollte ich eifersüchtig schützen.
Ihr seid bei mir, und ich bin bei Euch – das ist ein Reichtum, der mir in manchen Stunden noch unfaßlich erscheint.
Du hast wohl recht: ich war ruhiger. Denn die Krise der letzten Monate, grausam und quälend, führte mich zu notwendigen Klärungen. Ich erzählte Dir von meinem Leben der letzten Jahre, und als ich von den kommenden sprach, fandest Du jene Worte, die ich mir so mühselig errungen habe: einige Jahre leben, arbeiten, und dann werde ich meinen Weg („diesen“ und „jenen“) zu Ende gehen können. Ich weiß es, ich bedarf dieser Jahre. Und wenn nicht äußerer Zustand, vis maior gleichsam, mich sofort wieder in die Politik treibt (z. B. Freiheit durch Erlangung eines Reichstagsmandats, das mich verpflichtet), muß ich um meinet- und der Sache willen für Jahre mich zurückziehen, arbeiten.
Als Jüngling durfte ich Halbes tun, vielleicht. Nicht als Mann. Ich kenne zur Genüge jene Scharen von Menschen, die ihr Leben lang 21 Jahre alt bleiben, und mich graust, wenn ich an sie denke.
Wenn mich geistige Erkenntnis und seelische Notwendigkeit handeln lassen, verlange ich von mir Ganzes.
Ich bin wirklich froh über Deine Kritik an „Masse Mensch“. Ich zweifle, arbeite immer wieder, und bleibe unbefriedigt. Es ist vielleicht ganz gut, wenn die Drucklegung meinem Flicken ein Ende macht und mir Freiheit gibt zu neuem Schaffen.