#759 Brief an Finanzamt München
Datierung | 1928-10-10 |
Absendeort | Berlin, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief |
Provenienz | Original nicht ermittelt. |
Briefkopf | - |
Publikationsort | D1: Rechnung für Niederschönenfeld. In: Die Weltbühne, 24 (1928), Bd. II, Nr. 42 vom 16.10., S. 610. D2: Ernst Toller fühlt sich „belästigt“. Ein frecher Brief des Wandschrankspartakisten. In: Völkischer Beobachter, Nr. 247 vom 24.10.1928. D3: Eine Ohrfeige. In: Die Stimme der Freiheit, 1 (1929), Nr. 2 (Februar), S. 9. |
Personen |
Finanzamt München
Toller, Ernst |
Institutionen | Finanzamt München |
Berlin-Grunewald,
den 10. Oktober 1928
An das
Finanzamt
München-Justizpalast
München
Neues Justizgebäude an der Prielmayer-Straße Nr. 5/I
Nr. 9351
Kassenzeichen: V. B. Nr. 180
Ihre Aufforderung, den Rest meiner „Verpflegskosten“ an die Gefangenenanstalt in Niederschönenfeld zu zahlen, ist unberechtigt. Nach der Reichsamnestie vom 14. Juli 1928 sind alle rückständigen Kosten getilgt. Ein Blick in den Text des Gesetzes vor Absendung des Briefes hätte Sie belehren können.
Der letzte Satz Ihres Schreibens lautet: „Außerdem wollen Sie Ihre Vermögens- und Erwerbsverhältnisse eingehend darlegen.“ Meine Vermögens- und Erwerbsverhältnisse gehen den bayrischen Staat, der unter Verletzung der Reichsverfassung mich als Reichsdeutschen aus Bayern ausgewiesen hat, einen Pfifferling an. Ich frage den bayrischen Staat auch nicht danach, wie seine Vermögens- und Erwerbsverhältnisse liegen. Steuern zahle ich an meinem Wohnort.
Ich ersuche Sie, mich mit ähnlichen Fragen nicht mehr zu belästigen.
gez. Ernst Toller