Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (* 11.jul./ 23. November 1875greg. in Poltawa, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 28. Dezember 1933 in Menton, Frankreich) war im nachrevolutionären Russland Volkskommissar für das Bildungswesen (NARKOMPROS).
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#692 Brief an Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski
Datierung | 1928-02-01 |
Absendeort | Berlin, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T |
Provenienz | AdK, Berlin, Ernst-Toller-Archiv, Nr. 188 (Kopie) |
Briefkopf | - |
Personen |
Lunatscharski, Anatoli Wassiljewitsch
Mjateshnyj, Sergeij Toller, Ernst Lunatscharski, Anatoli Wassiljewitsch |
Institutionen |
Verband der sowjetrussischen dramatischen Autoren
Dramaticheskii teatr Gosudarstvennogo Narodnogo Doma (Leningrad) Teatr Revoliutsii (Moskau) |
Werke |
Justiz-Erlebnisse
Hoppla, wir leben! |
Ernst Toller
Berlin-Grunewald, den 1. Februar 1928
Königsallee 45
Sehr verehrter Genosse Lunatscharski,
ich komme mit einer Bitte zu Ihnen: Vor einigen Monaten wandte ich mich an den Verband der russischen Bühnenautoren, dessen Mitglied ich bin, man möge so freundlich sein und mir einen Übersetzer für mein Drama „Hoppla wir leben“ nennen. Es wurde mir die Genossin Sergei Metejnii vorgeschlagen, die ich autorisierte. Das Theater der Revolution nahm das Stück an und will es bald aufführen. In Leningrad interessiert sich dafür das Akademische Theater. Ein Verlag plant, das Stück in Buchform herauszugeben. Nun schreibt mir die Genossin Sergei Metejnii, dass inzwischen bereits vier unautorisierte Übersetzungen vorliegen und dass das Volkstheater in Leningrad eine dieser unautorisierten Übersetzungen, die ein Konglomerat aus Bruchstücken des Dramas darstellen, erworben habe und schon in der allernächsten Zeit aufführen werde. Unter diesem Umständen sei es dem Akademischen Theater unmöglich, das Stück aufzuführen.
Ich bitte Sie um die Freundlichkeit, verehrter Genosse Lunatscharski, meine Rechte zu schützen. Ich weiss, dass Sie stets bemüht waren, Vorgänge wie die geschilderten, zu verhindern, und darum komme ich zu Ihnen.
Noch einen zweiten Fall teilte mir Sergei Metejnii mit, den ich ebenso befremdlich finde: Sie bat dem Staatsverlag mein Buch „Justiz“ (Erlebnisse) an, der Staatsverlag liess sie wissen, dass er das Buch publizieren werde, es aber von einem anderen Übersetzer erworben habe und von meinen Rechten keine Rede sein kann.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ein paar Zeilen schrieben.
Ich habe unendlich bedauert, dass ich der Einladung, zur zehnjährigen Jahresfeier nach Russland zu kommen, nicht folgen konnte. Alle Freunde, die drüben waren, berichten von der Grösse jener Tage; aber ich denke, dass ich meine Reise bald nachholen kann.
Seien Sie, teurer Genosse, aufs herzlichste gegrüsst
von
Ihrem