Erich Grisar (* 11. September 1898 in Dortmund; † 30. November 1955 ebenda) war ein deutscher Arbeiterdichter, Journalist und Fotograf.
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Fritz Kühn (* 11. Oktober 1883 in Iserlohn; † 3. August 1968 in Krefeld-Fischeln) war ein deutscher Autor.
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Erich Grisar (* 11. September 1898 in Dortmund; † 30. November 1955 ebenda) war ein deutscher Arbeiterdichter, Journalist und Fotograf.
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#392 Brief an Erich Grisar
Datierung | 1925-01-09 |
Absendeort | *Berlin, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T |
Provenienz | Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund, NL Erich Grisar, Sign. Grisar-Toller Nr. 15-16 |
Briefkopf | - |
Personen |
Grisar, Erich
Kühn, Fritz Grisar, Erich Toller, Ernst |
Ernst Toller
Landsberg/Warthe, Goethestr. 4
9.1.25.
Lieber Erich Grisar,
ich diktiere diesen Brief in einer Berliner Klinik, in der mich einer der chirurgischen Hexenmeister vor acht Tagen beschnitten hat. Ich hätte Dir längst schreiben sollen. Aber zum Teufel mit allen Entschuldigungen, Du hast Entschuldigungen nicht nötig und weisst ja, wie es gemeint ist. Vielleicht hätte ich Dir noch nicht geschrieben, wenn ich nicht aus einem Brief Fritz Kühns ersehe, dass Du ein neues Werk veröffentlichen willst. Ich fürchte, es könnte Dein Drama „Freiheit“ sein. Erich, Teuerster, sehr, sehr Teuerster, innigst geliebter Teuerster, lass Dich beschwören, veröffentliche das Drama nicht in der Form, in der ich es kenne. Es ist miserabel so. Ich würde Dir das nicht so scharf sagen, wenn ich nicht zu Dir stände, wie ich zu Dir stehe, wenn ich nicht Dein köstliches und ursprüngliches Talent, von dem etliche Gedichte zeugen, kennte und liebte. Dein Drama ist kotzerbärmlich, lass es Dir noch einmal sagen. Die Handlung ist breiig, die Architektonik Stückwerk, die Sprache nur selten kräftig, meist vage und undicht. Gewiss, das Stück hat einzelne gute „knappe Szenen“. Aber einzelne gute Szenen machen kein Drama und Erich Grisar darf, nur weil er Gelegenheit hat gedruckt zu werden, nicht die Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Über das Drama im einzelnen werden wir sprechen, wenn wir, was ich heute schon mit aller Bestimmtheit sagen kann, uns im Februar in Frankfurt treffen werden. Heute kommt nur dieser Klageruf. Du kannst mich ja meinetwegen einen hundsmiserablen Kerl schimpfen, kannst mir Dünkel, Dummheit und Unverständnis und weiss nicht was alles vorwerfen. Aber ich will lieber das erdulden, als dass ich mir je den Vorwurf machen müsste, ich hätte die Worte, die der Freund sprechen muss, nicht gesprochen.
So lass Dich in Treue umarmen
Dein
Ernst Toller.