Nettie Sutro-Katzenstein (* 1. November 1889 in München; † 21. September 1967 in Zürich) war eine Schweizer Historikerin und Flüchtlingshelferin.
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Homer (altgriechisch Ὅμηρος, Betonung im Deutschen: Homēr) gilt als Autor der Ilias und der Odyssee und damit als frühester Dichter des Abendlandes.
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Epiktet (griechisch Ἐπίκτητος Epíktētos, lateinisch Epic'tetus, deutsch Epik'tet; * um 50 in Hierapolis in Phrygien; † um 138 in Nikopolis in Epirus) war ein antiker Philosoph. Er zählt zu den einflussreichsten Vertretern der späten Stoa.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#329 Brief an Nettie Katzenstein
Datierung | 1923-10-23 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief |
Provenienz | Original nicht ermittelt. |
Briefkopf | - |
Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 393). |
Poststelle | - |
Personen |
Katzenstein, Nettie
Homer Epiktet Toller, Ida Toller, Ernst Katzenstein, Nettie |
23.10.23
An Tessa.
Lächelnd schreibe ich an Dich … lächelnd gratuliere ich Dir … Im nächsten Jahr bin ich frei.
Aus München kommen zu Dir die „Fahrten des Condottiere“ – als ein Gruß seliger Hoffnung auf künftige Tage unter italienischem Himmel. –
Ich glaube, ich habe Euch wieder ein paar Wochen nicht geschrieben. Ach, es war so kalt. Und der Himmel tief in bleiernem Nebel. Ich versuchte mir vorzustellen wie warm es bei Euch sein mag, ich schloß die Augen und wollte Eure Sonne spüren, die Farben Eurer Landschaft, Eures Sees, Eurer Dämmerungen – es half nichts.
Nun ist nachmittags schon die Zelle warm. Die Hände weigern nicht mehr den Dienst, die Gedanken können verweilen. Aber schwieg ich, weil ich fror? Schreiben wird zur Qual, ich mag nimmer.
Sorgt Euch nicht um mich. Ich führte, wenn nicht gespenstig ein Spiegelbild, das Gesicht der Zeit, auch in diesem Raum, lebte, cum grano salis, ein ruhiges Leben. Abends lese ich seit einer Woche Homer. Zur Bibel greife ich, wenn mich die Zeitungen ekeln. Und zum Epiktet, wenn meine Gelassenheit in Scherben zu gehen droht.
Von meiner Mutter kommen Briefe rührender Zärtlichkeit. Führt Dich der Weg nach Deutschland, wirst Du sie besuchen, ja?