#325 Brief an Rudolf Franz
Datierung | 1923-09-28 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T Abschrift |
Provenienz | StA Au, Oberstaatsanwaltschaft, OLG Augsburg 1921-1922 und 1923-1924 |
Briefkopf | - |
Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 392). |
Personen |
Franz, Rudolf
Franz, Rudolf Toller, Ernst |
Institutionen | Festungshaftanstalt Niederschönenfeld |
Werke | Der deutsche Hinkemann |
Festungshaftanstalt.
Niederschönenfeld, den 29. September 1923.
Abschrift!
Für Herrn Oberstaatsanwalt!
An
das Staatsministerium der Justiz
in München.
Betreff:
Der Fest.-Gefangene Toller betont, dass er nach wie vor ein revolutionärer Kämpfer sei.
Der Kritiker Dr. Rudolf Franz in Leipzig hatte in einer Kritik über die Uraufführung des „Hinkemann“ aus diesem Werke die Abkehr Tollers von seinen als Rätegeneral verfochtenen revolutionären Ideen herausgelesen.
Toller schreibt ihm heute folgende entrüstete Karte:
„Werter Genosse,
ein Freund schickt mir Ihren Aufsatz. Nicht das Literarische interessiert mich hier, nicht die fatalen Missverständnisse, die mich bei dem Kritiker befremden. Was mich hier interessiert: Die Unbedenklichkeit, mit der Sie von einem revolutionären Sozialisten behaupten, er habe den Kampf aufgegeben. Ich bedauere, dass Sie in einer Arbeiterzeitung gegenüber einem Menschen, der immerhin – nicht frei ist und darum nicht sprechen kann, wie Sie es können, zu unwürdigen Waffen greifen.
gez. Ernst Toller.
Fest. Niederschönenfeld, 28. Sept. 1923.“
–
Hoffmann
Oberregierungsrat, Vorstand.