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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#300 Brief an [unbekannt]
| Datierung | 1923-06-13 |
| Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
| Verfasser | Toller, Ernst |
| Beschreibung | Brief |
| Provenienz | Original nicht ermittelt. |
| Briefkopf | - |
| Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 380). |
| Personen |
[unbekannt]
[unbekannt] Toller, Ernst |
13.6.23
An einen Pazifisten.
Sie haben in dieser Zeit, in der der Nationalismus durch die Schuld der Regierenden in vielen kapitalistischen Staaten Orgien der Tollheit feiert, eine klare und strenge Aufgabe.
Man täusche sich nicht. Der Nationalismus beginnt kein neues Leben, seine gegenwärtige Macht ist die Macht des Sterbenden, der von Pfuschärzten ein Stimulans erhalten hat, und der, bevor er stirbt, noch einmal, Kraft vortäuschend, sich aufbäumt und Europa in den Abgrund zu reißen versucht. Aber die Völker Europas, die Völker der Welt sind ein Volk, auf Gedeih und Verderben verbunden.
Am deutschen – französischen – englischen – amerikanischen – japanischen – Wesen soll die Welt genesen. „Imperialisten des Wesens“ nenne ich die Verkünder dieser lebensfernen, lebensfeindlichen Forderungen. Man könnte sie auch die Leibaffen des wirklichen Imperialismus heißen.
Gibt es noch Pazifisten, die glauben, die herrschenden Gewalten Europas könnten den Traum des Friedens verwirklichen? Zaudern sie vor dem Weg? Daß sie sich entschieden!