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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

#294 Brief an B.

Datierung 1923-05-25
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief

Provenienz Original nicht ermittelt.
Briefkopf -
Publikationsort Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 377f.).
Poststelle -
Personen B.
B.
Toller, Ernst
Werke Notizen

25.5.1923

An B.

Ich schicke Ihnen heute, anstatt eines Briefes ein paar Notizen aus letzter Zeit.

Die Erkenntnis neigt sich den Skeptikern zu. Das Gemüt umarmt die Gläubigen.

In jeder „Weltanschauung“ findet man zwei Elemente: Innere Kraft fordert. Innere Schwäche rechtfertigt sich unter der Hülle moralischer Thesen.

Individuen werden selten durch Leiden weise, meist verdummen sie. Nationen kommen durch Leiden dazu, ihre Weisen zu – erschlagen.

Ziehe einem Menschen eine Uniform an, du sperrst ihn damit ins Gefängnis. Aber glaube nicht, du habest ihm ein Leid zugefügt. Dieses Gefängnis besitzt die Eigenschaft, Lust- und Freiheitsgefühle zu erzeugen.

Ein Intellektueller riß sich große Löcher in Rock und Hose. Er nannte das: seinem Leben proletarische Formen geben.

Schlagworte – zeugende Gespenster.

Es gibt zwei Arten von Heiterkeit: die aus Unwissen und die trotz Wissen. Bei der zweiten ist immer ein Stück Wahnsinn dabei.