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Kurt August Paul Wolff (* 3. März 1887 in Bonn; † 21. Oktober 1963 in Ludwigsburg) war ein deutscher Verleger; Gründer des auf expressionistische Literatur spezialisierten Kurt Wolff Verlags, der von 1913 bis 1940 existierte.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Kurt August Paul Wolff (* 3. März 1887 in Bonn; † 21. Oktober 1963 in Ludwigsburg) war ein deutscher Verleger; Gründer des auf expressionistische Literatur spezialisierten Kurt Wolff Verlags, der von 1913 bis 1940 existierte.

#282 Brief an Kurt Wolff

Datierung 1923-02-05
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 1 S., M

Provenienz YUL, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale Collection of German Literature, Kurt Wolff Archive (YCGL MSS 3), Box 7, Folder 293
Briefkopf -
Publikationsort Kurt Wolff. Briefwechsel eines Verlegers. 1911–1963. Hrsg. v. Bernhard Zeller und Ellen Otten. Frankfurt/Main: Verlag Heinrich Scheffler 1966, S. 330f.
Personen Wolff, Kurt
Puttkamer, Annemarie von
Toller, Ernst
Wolff, Kurt
Werke Gedichte der Gefangenen
Der entfesselte Wotan

Verehrter, lieber Herr Wolff,

danken will ich Ihnen für Ihr weihnachtliches Gedenken. Wenn ich es erst heute tue – Sie werden es mir nicht verargen. Nach fast vier Jahren Haft einem Menschen draußen Worte zu sagen fällt schwerer als allen. – Ein schönes und liebes Zeichen Ihres menschlichen Teilnehmens bedeutet mir das Buch. –

Endlich – nach langer langer Pause – kann ich wieder schaffen. Eine Komödie ist im Entstehen. Hätts nicht geglaubt, daß ich je eine Komödie werde schreiben können: Man muß die naiven und raffinierten, die törichten und leidgefugten Donquixoterien des Menschenherzes geschaut haben, und es muß einem dabei ein Gran lächelnder Weisheit zugewachsen sein – sonst bleibt der Versuch eine Komödie zu formen naiver Versuch des Sich-selbstbeschwindelns. Der Komödienschreiber muß das Auge des Misanthropen und die allumfassende Liebe mütterlicher Frauen in einem besitzen. (Jünglinge, die Komödien schreiben, beschwindeln sich. Oder: sie verlöschen bald.) –

Nach vielen verhangnen, nebligen regnerischen Wochen kam heute der erste helle Tag. Wir alle hier sind froh drum. Der letzte Winter war beschattet. – Ich will den hellen Tag als gutes Omen nehmen.

Ihnen und A. v. P. herzliche Grüße,

Ihres ergebenen Ernst Toller.

Niederschönenfeld, 5.2.23.