Nettie Sutro-Katzenstein (* 1. November 1889 in München; † 21. September 1967 in Zürich) war eine Schweizer Historikerin und Flüchtlingshelferin.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#218 Brief an Nettie Katzenstein
Datierung | 1922-06-18 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief
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Provenienz | Original nicht ermittelt. |
Briefkopf | - |
Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 347). |
Poststelle | - |
Personen |
Katzenstein, Nettie
Toller, Ernst Katzenstein, Nettie |
18.6.22
An Tessa.
Seit ich Deinen Brief in Händen halte, höre ich Musik. Jeder Mensch, der zu mir spricht, singt, das Klappern des Schlüsselbundes klingt wie das feine, abgetönte Geläut eines Glockenspiels, selbst das Kreischen der in Eisenschienen rollenden Torgitter löst sich in einer Folge von Konsonanzen.
Erschrick nicht über meine lyrische Empfindsamkeit, ich war viele Wochen, vielleicht auch Monate, so unlyrisch, so sehr Feind jeder zagen lyrischen Stimmung, daß ich mich heute ohne Hemmung lyrischer Stimmung hingebe.
Mit diesem Brief kommen Blumen, die Gräser und Feldblumen habe ich im Hof gepflückt: jede Dir zum Willkommen.
Wie ist das merkwürdig, so wie Du in Deutschland bist, fühle ich Deine Nähe in magischer Stärke. Und dabei trennt uns doch sonst nur ein lächerlicher Grenzstrich.
Ich habe gleich ein Gesuch an den Festungsvorstand eingereicht, ich will garnicht an die Möglichkeit denken, daß die Erlaubnis nicht gewährt werden könnte. Wir haben doch über so viele Dinge zu sprechen. Du bist die einzige, die sich meiner annimmt, die für mich ordnet und schlichtet, die mich berät und meine literarischen und familiären Angelegenheiten zu gutem Ende führt. Der Gedanke, daß … nein, nein, Du kommst.