Jürgen Karl Geibel Fehling (* 1. März 1885 in Lübeck; † 14. Juni 1968 in Hamburg) war ein deutscher Theaterregisseur und Schauspieler.
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Friedrich Martin Adalbert Kayssler, auch Friedrich Kayßler (* 7. April 1874 in Neurode; † 24. April 1945 in Kleinmachnow bei Berlin) war ein deutscher Schauspieler sowie Schriftsteller und Komponist.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#165 Brief an Jürgen Fehling
Datierung | * 1921-10-?? |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., M |
Provenienz | Märkisches Museum, Berlin, NL Ernst Toller, Sign. 5-64/772 R |
Briefkopf | - |
Personen |
Fehling, Jürgen
Kayssler, Friedrich Toller, Ernst Fehling, Jürgen |
Werke |
Die Wandlung
Masse Mensch Die Maschinenstürmer Der deutsche Hinkemann Brief an einen schöpferischen Mittler |
Sehr verehrter Herr Fehling,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre Zeilen. „Wandlung“ und „Masse Mensch“ sind, hoffe ich, in Ihre Hände gelangt.
Mein Verleger Tal – Wien teilte mir vor einigen Tagen mit, daß „Die Maschinenstürmer“ vom Großen Schauspielhaus angenommen seien. (Ich schrieb „Die Maschinenstürmer“ im Winter 20. – das Buch wird im November herauskommen).
Im Frühjahr 21 beendete ich den ersten Entwurf eines dreiaktigen proletarischen Schauspiels „Das Ehepaar Hinkemann“. (Wann ich es als „endgiltig“ abgeschlossen betrachte, kann ich heute nicht sagen. Gegenwärtig nimmt Krankheit mir jede Schaffensfähigkeit). Mir läge sehr daran, daß gerade dieses Schauspiel der Volksbühne zur Prüfung vorgelegt wird, und ich will (seinerzeit) meinen Verleger bitten, vor allen anderen Direktoren mit Friedrich Kayßler wegen der Uraufführung zu „verhandeln“. Zwei Bitten hätte ich allerdings, deren Erfüllbarkeit natürlich von dem Ergebnis der kritischen Prüfung abhängt: die erste heißt: Mittlung des Eugen Hinkemann durch Friedrich Kayßler, die zweite: Inszenierung durch Sie. – Ohne Sie zu fragen, habe ich mir die Freiheit genommen, Teile des Briefes, den ich an Sie schrieb, zur Veröffentlichung fortzugeben. Es lag mir daran, Mißverständnisse der Kritik aufzuklären, und ich glaubte Ihr stillschweigendes Einverständnis voraussetzen zu dürfen. Ich bitte Sie nachträglich um Verzeihung. Einige Sätze, die das Wesentliche des rasch hingeschriebenen Briefs klarer herausheben, und die mir zum Verständnis der Leser notwendig erschienen, fügte ich hinzu. Insbesonders einige Sätze, in denen meine Anschauungen über den heute noch so verworrenen Begriff „Proletarische Kunst“ zum Ausdruck kommen.
„Daß auch proletarische Kunst im Menschlichen münden muß, daß sie im tiefsten allumfassend sein muß (wie das Leben, wie der Tod), brauche ich nicht zu betonen. Es gibt eine proletarische Kunst nur insofern, als für den Gestaltenden die Mannigfaltigkeiten proletarischen Seelenlebens Wege zur Formung des Ewig-Menschlichen sind“.
In großer Schätzung grüße ich Sie.
Ihr
Ernst Toller.