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François Rabelais [fʁɑ̃.swa ʁa.blɛ] (* ca. 1494, vielleicht aber auch schon 1483 in La Devinière bei Chinon/Touraine; † 9. April 1553 in Paris) war ein französischer Schriftsteller der Renaissance, Humanist, römisch-katholischer Ordensbruder und praktizierender Arzt.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

#161 Brief an Landtagsamt

Datierung 1921-10-23
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 3 S., M; nicht von Tollers Hand (vermutl. August Fischers)

Provenienz AdK, Berlin, Ernst-Toller-Archiv, Nr. 205 (Kopie)
Briefkopf -
Poststelle -
Personen Landtagsamt
Fischer, August
Rabelais, François
Toller, Ernst

Niederschönenfeld, 23. Okt. 1921.

An das

Landtags-Amt.

Wir danken Ihnen aufs herzlichste für die so erfreuliche Einladung zu einer „dem Ernste der Zeit angepassten, einfachen Feier“ gelegentlich der Eröffnung der Main-Grosschiffahrt bis Aschaffenburg.

Mit Vergnügen werden wir zur „zwangslosen Zusammenkunft der Teilnehmer im Frohsinnsaale in Aschaffenburg“ erscheinen. Wir brauchen wohl nicht darauf hinzuweisen, dass auch wir unser Schärflein beitragen werden, um der Feier zu echt bajuwarischer Gemütlichkeit zu verhelfen. (Festgedichte, Lobhymnen auf Vollbier und die Schönen von Aschaffenburg werden von bewährten Reimschmieden bereits gehämmert.)

Am Donnerstag, den 3. November, wollen wir „mit dem Sonderzug von Aschaffenburg nach Dettingen fahren,“ einen historischen „Übergang“ auf das partikularistische Schiff vollziehen, die Freude einer solange entbehrten „Fahrt zu Schiff“ auskosten, uns in der Werfthalle begrüssen, in heiterer Stimmung einige antiberlinische Festreden über uns ergehen lassen, „die Hafen und Eisenbahnanlagen besichtigen“, um 1 50 Uhr nach Aschaffenburg zurückfahren, um dann im Deutschhaussaale endlich ein wohlverdientes und – ach! auch schon so lange entbehrtes, lukullisches Mittagessen einzunehmen. (Das Mittagessen wird nach Jahren eintöniger Festungskost zu den intimsten Reizen gehören; wir bitten Sie darum freundlichst der Küche eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, eine Aufmerksamkeit, mit der selbst der unsterbliche Rabelais zufrieden sein könnte!)

Zu markigen, kernigen, antipreussischen Tischgesprächen wollen wir gerne mancherlei Anregung geben.

Dem Herrn Reichsverkehrsminister werden wir ein Gläschen Boxbeutel im Hinblick auf das weiche Federbett im Schlafwagen, das er so gütig uns zur Verfügung stellen will, reichen.

Wir stellten anheim uns ein „Schlafwagen-Abteil I. oder II. Klasse“ zu geben. Die Zellenpritschen mit ihren schwellenden „Ehren“-Heupolstern haben uns wirklich nicht verwöhnt.

Ach so, wir vergassen, dass wir einen kleinen Urlaub zu festlichen Fahrt brauchen. Aber für den Landtag, der ja Kompetenzkompetenz besitzt, ist diese Frage von so sekundärem Belang, dass wir auf ihre Lösung kaum hinzuweisen brauchen. Sollten indessen Zweifel auftauchen, so verweisen wir die Mitglieder des Hohen Hauses auf den Artikel 39, Absatz 2 der Verfassungsurkunde des Freistaates Bayern vom 14. August 1919.

Ernst Toller. M. d. L.

August Fischer. M. d. L.