Olof Aschberg (* 22. Juli 1877 in Stockholm, Schweden; † 21. April 1960 in Menton, Frankreich) war ein schwedischer Bankier.
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Hans Schaul (geb. 13. Dezember 1905 in Hohensalza; gest. 10. Mai 1988 in Berlin (DDR)) war ein deutscher Interbrigadist, Redakteur und Politiker.
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Herta Gotthelf (* 6. Juni 1902 in Breslau; † 13. Mai 1963 in Alf/Mosel) war eine deutsche Politikerin (SPD).
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#1601 Brief an Lise Lindbæk
Datierung | 1938-11-10 |
Absendeort | London, Großbritannien |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T mit handschriftlichem Postskript und Marginalien vermutlich von Lindbæks Hand |
Provenienz | Nationalbibliothek Oslo, Lise Lindbæk Arkiv, Ms.fol. 4326 |
Briefkopf | - |
Personen |
Lindbæk, Lise
Aschberg, Olof Schaul, Hans Gotthelf, Herta Toller, Ernst Lindbæk, Lise |
Ernst Toller
Mayfair Court,
Stratton Street,
London, W.1.
10. November 1938.
Liebe Lise Lindbæk,
Ich habe eben mit Frau Herta Gotthelf, 60, Cambridge Terrace, London, telephonisch gesprochen, die bereit ist Deine Aufsätze zu übersetzen. In dieser Woche werde ich einige Zeitungsleute sprechen und sie auf die Aufsätze hinweisen, so dass, wenn Frau Gotthelf sie vorlegt, sie auch auf Interesse stossen werden. Der Aufsatz, den Du mir am Morgen in die Hand gedrückt hast (Spanische Würde) ist gut gemeint, aber journalistisch miserabel. Er ist geschludert, unbildhaft, und kein Fremder weiss mit ihm etwas anzufangen. Du, als ausgezeichnete Journalistin, müsstest wissen, dass man beim Leser nichts voraussetzen darf. Aber bei diesem Aufsatz setzt Du ungefähr alles voraus. Wenn Du ihn Dir in Ruhe durchliest, wirst Du die Berechtigung meiner Kritik zugeben. Er hält mit den anderen Aufsätzen, die ich versuchen will unterzubringen, keinen Vergleich aus.
Noch etwas muss ich Dir sagen: Es machte mich ein wenig traurig, dass Du auf dem Flugplatz wieder auf das Geld zu sprechen kamst. Du weisst, dass das Geld, das ich von Aschberg mir leihen will, nicht für persönliche Zwecke bestimmt ist, sondern einer grossen Sache und Aufgabe dient. Es ist falsch von Dir im Zusammenhang mit diesem Betrag an Kleiderfragen zu denken. Ich habe mir auf dem Flug nach London (der übrigens herrlich war – nach einigen tausend Metern durchbrachen wir die Wolkendecke und flogen in einem unendlich klaren, blauen sonnigen Himmel) Deinen Wunsch überlegt. Es tut mir leid: ich kann ihn Dir nicht erfüllen und ich muss Dir mit aller Härte sagen, dass ich traurig war, dass Du ihn überhaupt stelltest. Ich hätte verstehen können, wenn Du dieses Geld für diesen armen Mann gefordert hättest, der uns begleitete und der nicht einmal einen warmen Mantel für den Winter hat, während Du, wie ich zu meiner Freude bemerken konnte, an einem Tag zwei schöne Kleider trugst und genug Geld besitzt, um in einem komfortablen Hotel zu wohnen und an eine von Dir wohl verdiente Ferienreise zu denken. Der Gedanke an neue Kleider entspringt nur Deinen verdammten Minderwertigkeitsgefühlen und ist Deiner in diesem Moment und in diesem Zusammenhang nicht würdig. Es hat mir auch keinesfalls gefallen, dass Du beim Wechseln des Geldes zwanzig Franken für die Rückreise nach Paris beschlagnahmtest, ohne mich vorher zu fragen. Die freie Rückreise hatte ich Dir ermöglicht und ich hätte wiederum verstehen können, wenn Du dieses Geld für den Kameraden hättest haben wollen.
Ich schreibe das nicht aus Nervosität, sondern habe inzwischen sechs Stunden geschlafen, bin frisch, munter und ruhig, und denke dankbar an Deine gute und kameradschaftliche Hilfe in Paris.
Beste Grüsse
Ernst.
Inzwischen kam der beiliegende Brief von Aschberg!!