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Erwin Friedrich Max Piscator (* 17. Dezember 1893 in Ulm, heute zu Greifenstein (Hessen) gehörig; † 30. März 1966 in Starnberg) war ein deutscher Theaterintendant, Regisseur und Theaterpädagoge. Piscator war ein einflussreicher Avantgardist der Weimarer Republik.

André Malraux ([ɑ̃d'ʁe mal'ʁo] * 3. November 1901 in Paris; † 23. November 1976 in Créteil, Val-de-Marne) war ein französischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmregisseur, Abenteurer und Politiker.

Alexei Michailowitsch Granowski, russisch Алексей Михайлович Грановский, geborener Abraham Ozark, auch Alexander Granowski, in Frankreich Alexis Granowsky (* 27. September bzw. 11. Oktober 1890 in Moskau, Russisches Kaiserreich; † 11. März 1937 in Paris, Frankreich) war ein russischer Theater- und Filmregisseur.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Erwin Friedrich Max Piscator (* 17. Dezember 1893 in Ulm, heute zu Greifenstein (Hessen) gehörig; † 30. März 1966 in Starnberg) war ein deutscher Theaterintendant, Regisseur und Theaterpädagoge. Piscator war ein einflussreicher Avantgardist der Weimarer Republik.

#1519 Brief an Erwin Piscator

Datierung 1937-03-25
Absendeort Santa Monica, Kalifornien, USA
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 2 S., T

Provenienz Southern Illinois University; Special Collections Research Center; Erwin Piscator papers, 1930-1971, 1/3/MSS 031
Briefkopf Hotel Miramar
Poststelle -
Personen Piscator, Erwin
Malraux, André
Ley, Maria
Granowski, Alexei
Toller, Ernst
Piscator, Erwin
Institutionen Inter-Continental Productions
Curtis Brown
Theatre Union
Group Theatre
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM)
Werke Briefe aus dem Gefängnis
Die Maschinenstürmer
Nie wieder Friede!
Blind Man’s Buff
Lola Montez

den 25. März 1937.

Lieber Erwin: –

Der beiliegende Brief wird Dir sagen, dass ich Deinen Wunsch nicht vergessen hatte. Es ist mir unklar, warum der Brief zurückgekommen ist, da er an die Adresse gesandt war, die Du angegeben hattest.

Inzwischen bin ich (nach dem Ende meiner Vortragsreise) nach Hollywood zurückgekehrt. Ich schreibe hier einen Lola Montez Film für MGM. Die Arbeit ist angenehm. Ich arbeite nicht im Studio, sondern zu Haus und da mein „zu Hause“ ein Zimmer am Strand des Pazifischen Ozeans und der Strand ist, ist das Leben recht erträglich.

Du solltest nach Amerika kommen und erst einmal Dich in New York umschauen. Voraussetzung ist, was ich Dir schon einmal geschrieben habe: Beherrschung der englischen Sprache.

Ob „Inter-Continental Productions“ für Dich die richtigen Agenten sind, weiss ich nicht. (Mein Agent heisst Curtis Brown.) Ich würde an Deiner Stelle nur dann einen Vertrag mit einem Agenten unterzeichnen, wenn er Dich für eine bestimmte Aufführung oder für einen Film nach Amerika bringt. Wenn das nicht der Fall ist, wäre es gescheiter Du wähltest den Agenten in Amerika.

Mit den „linken“ Theaterleuten habe ich oft über Dich gesprochen, aber leider hat „unsere“ Presse unzulängliche Berichte gegeben. Die materielle Lage des „linken“ Theaters ist so schwach, dass das „Group Theatre“ nur eine Aufführung zustande brachte (und nach einigen Wochen wieder schloss) und dass die „Theatre Union“ erst vor zwei Wochen ihr erstes Stück herausbringen konnte.

Die Geschäftstheater am Broadway haben gelernt, dass soziale Stücke ihr Publikum finden. Allerdings schauen sie nur auf die Fassade und vermeiden ängstlich neue Fundamente.

Ich wiederhole: wenn Du die materiellen Möglichkeiten hast, nach Amerika zu kommen und hier eine Zeit lang auszuhalten, dann tue es. Dein Name ist bekannt. Man wird Dich zu Vorträgen einladen, und schon nach einiger Zeit wirst Du Wirkungsmöglichkeiten finden.

Amerika hat ein junges kräftiges theatralisches Leben. Die Wandlung der Menschen seit 1929 ist bedeutend. Es herrscht eine Atmosphäre geistiger Unruhe und echter theatralischer Empfänglichkeit. Wir, mit unseren Erfahrungen, können hier Beträchtliches leisten.

In den letzten Tagen war Malraux hier. Wir sprachen gemeinsam in einer Versammlung vor 7000 Menschen über Spanien.

Im April fahre ich für zwei Wochen nach New York zu einer Aufführung der „Maschinenstürmer“, im späten Frühling oder im Herbst kommt „Blind Man’s Buff“ in New York heraus. Von der Aufführung von „Nie wieder Friede“ hast Du vielleicht gelesen.

Dank für Deine Zeilen über die Briefe. Das Buch ist gerade in Amerika erschienen. „Unsere“ Immigrationspresse hat, bis auf eine Ausnahme, es schweigend übergangen.

Herzliche Grüsse

Dein

Ernst.

P. S. Wenn Du Maria Ley siehst, grüsse sie bitte herzlichst.

Eben erfahre ich von dem Tode Alexei Granowskys. Er war einer der merkwürdigsten und faszinierendsten Menschen, die mir begegnet sind. Ein Mann mit der Haltung eines zaristischen Feudalen und dem Intellekt eines modernen Menschen. Ich hörte, dass er am Ende seines Lebens den grossen Fehler erkannte, den er beging, als er sein Theater verliess.