Weitere Briefe
1,665 Briefe gefunden

Hilde Walter (* 4. März 1895 in Berlin; † 22. Januar 1976 in West-Berlin) war eine deutsche Publizistin.

Carl von Ossietzky (* 3. Oktober 1889 in Hamburg; † 4. Mai 1938 in Berlin) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Als Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne wurde er im international aufsehenerregenden Weltbühne-Prozess 1931 wegen Spionage verurteilt, weil seine Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Ossietzky erhielt 1936 rückwirkend den Friedensnobelpreis für das Jahr 1935.

Rosalinde von Ossietzky-Palm (* 1919 in Berlin; † 2000) war eine deutsch-schwedische Pazifistin.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Hilde Walter (* 4. März 1895 in Berlin; † 22. Januar 1976 in West-Berlin) war eine deutsche Publizistin.

#1456 Brief an Hilde Walter

Datierung 1936-09-19
Absendeort Sanary-sur-Mer, Frankreich
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 2 S., T

mit handschriftlichen Ergänzungen

Provenienz International Institute of Social History, Amsterdam, Freundeskreis Carl von Ossietzky, Mappe 23
Briefkopf -
Personen Walter, Hilde
Ossietzky, Carl von
Ossietzky, Rosalinde von
Raeburn, ?
Toller, Ernst
Walter, Hilde

Ernst Toller

Sanary sur mer

(V A R)

Villa Alba France

19. September 1936

Liebe Frau Walter,

was ich in den 1–2 Tagen, die ich in London verbringen werde, tun kann, ist folgendes: Ich werde Mr. Raeburn antelephonieren und mit ihm über Rosalinde sprechen. Ich muss zuerst einmal feststellen, ob er überhaupt gewillt ist, die Vormundschaft zu übernehmen. Wenn das der Fall ist, müsste er Rosalinde sehen und sich mit ihr bekannt machen. Auch Rosalinde müsste zustimmen. Ich bin der Auffassung, dass man nicht über Rosalindes Kopf hinweg einen Vormund für sie bestimmen kann, sie ist kein Kind mehr.

Über gute Mode- und Handelsschulen werden Ihnen Engländer am besten Auskunft geben können.

Alle Ihre anderen Wünsche kann ich nicht erfüllen, dazu bedarf es sorgfältiger Vorbereitung, wie soll ich das in 1–2 Tagen schaffen, ohne leichtfertig zu handeln.

Sie schreiben mir, dass bereits zwanzig Briefe nach England geschrieben wurden, um einen Vormund für Rosalinde zu finden. Ich möchte mich auf keinen Fall an Mr. Raeburn wenden, wenn gleichzeitig soundsoviele andere Engländer bemüht werden. Ich glaube nicht, dass das der Weg ist etwas zu erreichen. Wenn die Freunde in Schweden so entsetzt über Rosalindes „Leben, ihre Erziehung und ihre Versorgung“ sind, so hätten sie sich etwas früher um sie kümmern sollen. Ich bin für die Schule verantwortlich, in der Rosalinde in den letzten Jahren lebte. Sie gilt als eine der besten Englands, und ich war herzlich froh, als ich es seinerzeit erreichte, dass sie einen Platz dort bekam.

Ich halte es für durchaus diskutierbar, sie in Schweden zu lassen; vor allem darf nichts geschehen, was nicht O’s Billigung fände.

Mit besten Grüssen

Ihr

Ernst Toller.