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Rosalinde von Ossietzky-Palm (* 1919 in Berlin; † 2000) war eine deutsch-schwedische Pazifistin.

Christiane Lili Grautoff (* 5. April 1917 in Berlin; † 27. August 1974 in Mexiko-Stadt) war eine deutsche Schauspielerin und die Ehefrau des expressionistischen Schriftstellers Ernst Toller.

Maud Hester von Ossietzky (* 11. Dezember 1888 – laut Heiratsurkunde 1884 – in Hyderabad, Indien; † 12. Mai 1974 in Berlin; geborene Lichfield-Woods) war die Tochter eines britischen Offiziers und Urenkelin einer indischen Prinzessin. Sie war die Ehefrau des deutschen Journalisten und Friedensnobelpreisträgers Carl von Ossietzky und gehörte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu den Wiederbegründern der Zeitschrift Die Weltbühne, die von Oktober 1927 bis zum März 1933 von ihrem Mann herausgegeben worden war.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Rosalinde von Ossietzky-Palm (* 1919 in Berlin; † 2000) war eine deutsch-schwedische Pazifistin.

#1359 Brief an Rosalinde von Ossietzky

Datierung 1935-03-20
Absendeort Paris, Frankreich
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 2 S., T + handschriftliche Ergänzung

Provenienz Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Carl von Ossietzky Archiv, 301 JB 4019
Briefkopf -
Poststelle -
Personen Ossietzky, Rosalinde von
Grautoff, Christiane
Curry, William
Ossietzky, Maud von
Toller, Ernst
Ossietzky, Rosalinde von

Ernst Toller

Hotel Windsor Etoile

14, Rue Beaujon

Paris

20.3.1935

Liebes Rosalindchen,

ich habe mindestens ein so schlechtes Gewissen wie Du, weil ich Dir auf Deine Briefe nicht mehr geantwortet habe. Aber glaube mir, Kind, in den letzten drei Wochen habe ich die Tage und halben Nächte geschuftet, um einen Plan durchzusetzen, über den Dich der beiliegende Zeitungsausschnitt unterrichten wird. (Folgt – Für die Emigranten)

Dein Brief hat mich in seiner bitteren Ehrlichkeit ergriffen und gerührt. Jedem Menschen begegnet es im Leben, dass Beziehungen, die ihm natürlich und heilig schienen, zerbrechen. Trotzdem bitte ich Dich um Verständnis für Deine arme Mutter. Wenn sie trinkt, tut sie es eher aus Zwang denn aus freiem Willen. Was wissen wir denn von den Stunden, in denen sie aus ihrem Rausch aufwacht und ernüchtert die Öde des Daseins erblickt. Der Mann seit Jahren im Gefängnis, das Kind fern und fast unerreichbar, die Kälte eines Zimmers, bei fremden nicht immer liebevollen Menschen.

Ach, Rosalindchen, versuche auch das einmal zu sehen und Dein Gefühl, das sich verhärtet hat, wird sich wieder Deiner Mutter zuwenden und vielleicht sogar zärtlich zuwenden. Sei froh, dass Dich in England gute Menschen und Freunde umgeben und sei gewiss, dass Dich diese Freunde niemals verlassen werden.

Ich war so froh von Mr. Curry zu hören dass Du arbeitest und reifst. Heute muss ich Dir eine Neuigkeit schreiben, erinnerst Du Dich aus Deiner Berliner Zeit an die kleine Christiane Grautoff die in „Kakadu-Kakada“ die Gussy spielte und in „Emil und die Detektive“ Pony Hütchen, (im Theater)? Ich habe mich mit ihr verlobt. Sie freut sich, Dich einmal zu sehen.

Ich grüsse Dich in Liebe

Dein Freund

Ernst Toller