Ernst Toller

Highcroft

The Edge

Stroud

Gloucester.

den 2. Januar 1935

Sehr verehrte Frau Hilde Walter,

Dank für Ihren Brief und die Beilagen. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich sofort bereit wäre dem „Manchester Guardian“ zu schreiben. Es ist sogar wahrscheinlich, dass der „Manchester Guardian“ sowie „News Chronicle“ und „The Statesman“ den Brief bringen würden. Eine andere Frage ist, ob es ratsam wäre, dass ich, als Emigrant, den Vorschlag mache. Ich halte es für nützlicher, dass ein bekannter Engländer den Brief dem Manchester Guardian einschickt. Aber ich will erst die Antwort von Voigt abwarten.

Ich weiss nicht, ob Ihnen Frau Olden über meine verschiedenen Bemühungen für Ossietzky erzählt hat. (Briefe von Wickham Steed, der Lady Oxford und der Prinzessin Bibesco in der „Times“ und im „Observer“, Vorschlag des „Young P. E. N. Club“ für die Nobel-Preis-Kanditatur usw.) Seien Sie gewiss, dass ich mein Bestes getan habe und tun werde.

Die Unterbringung Rosalindes in der „Dartington School“ ist, wie Sie vielleicht wissen werden, gesichert. R. ist ohne mein Wissen, auf Veranlassung des Direktors, zur Mutter gefahren. Zuerst war ich peinlich überrascht, aber am Ende sagte ich mir, dass R. alt genug ist, um die wahre Situation der Eltern kennenzulernen. Übrigens ist der Direktor mit R. jetzt sehr zufrieden und schrieb mir, dass sie nicht wiederzuerkennen sei. Ich lege seinen Brief bei und bitte um Rücksendung. Könnte O. nicht eine Kopie bekommen. Es würde ihm sicher Freude machen.

Ich grüsse Sie herzlich und bitte Sie, meine Grüsse auch Herrn von Gerlach zu sagen.

Stets Ihr

Ernst Toller.