Verehrte Frau Elga –

ich möchte dieses Jahr nicht verstreichen lassen, ohne Ihnen gute Grüsse und Wünsche für 1935 zu schicken. Nicht dass ich mich aufs neue entschuldigen will. Was geschehen ist, habe ich zu erklären versucht. Meine Erklärung hat Sie nicht befriedigt, dass Sie mir nicht vertrauten, hat mich verwundet.

Monate sind darüber vergangen, inzwischen ist Graf Lerchenfeld, den Sie zu Ihren ältesten Freunden zählten, gestorben. Ich wollte, als ich von seinem Tode las, sofort an Sie schreiben, unterliess es aber, weil ich Ihres Gefühls zu mir nicht sicher war.

In Zeiten wie diesen und in meinem Alter verehrte – may I speak frankly: beloved – Freunde zu verlieren, ist schwer zu tragen, wenn der Grund ein Missverständnis ist. (Dessen Bedeutung ich vom ersten Moment an nie geleugnet habe).

Andererseits kann ich (und will ich) nicht Beweise von „Wohlverhalten“ geben – darum habe ich Ihnen auch nicht eine Abschrift meines Protestbriefs an meinen amerikanischen Verleger geschickt – oder eine Art Prüfungszeit absolvieren, ich muss Ihr Vertrauern besitzen oder allein bleiben. Obwohl es mir gewiss schmerzlich ist, nur auf Umwegen zu hören, wie es Ihnen und Ihrem Haus geht.

Erlauben Sie mir Ihnen zu Weihnachten mein neues Stück als Gruss zu senden.

Ihr ergebener

Ernst Toller.

Highcroft 21.12.34

The Edge

Stroud

Glouc.