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Egon Erwin Kisch (eigentlich Egon Kisch; 29. April 1885, Prag, Österreich-Ungarn – 31. März 1948 in Prag, Tschechoslowakei) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Journalist und Reporter aus Prag.

Filippo Tommaso Marinetti (* 22. Dezember 1876 in Alexandria, Ägypten; † 2. Dezember 1944 in Bellagio, Italien) war ein italienischer Schriftsteller, faschistischer Politiker und Begründer des Futurismus.

Emil Ludwig (* 25. Januar 1881 in Breslau; † 17. September 1948 in Ascona) war ein deutscher und später Schweizer Schriftsteller jüdischer Abstammung, der sich auf psychologisch deutende Biografien weltgeschichtlich hervorragender Persönlichkeiten spezialisierte und damit Welterfolge erzielte.

Herbert George Wells (meist abgekürzt H. G. Wells; * 21. September 1866 in Bromley; † 13. August 1946 in London) war ein englischer Schriftsteller, Historiker, Soziologe und Pionier der Science-Fiction-Literatur.

Erich Kurt Mühsam (6. April 1878 in Berlin – 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist. Am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Egon Erwin Kisch (eigentlich Egon Kisch; 29. April 1885, Prag, Österreich-Ungarn – 31. März 1948 in Prag, Tschechoslowakei) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Journalist und Reporter aus Prag.

#1191 Brief an Egon Erwin Kisch

Datierung 1934-08-01
Absendeort London, Großbritannien
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 2 S., T

mit handschriftlichen Ergänzungen von fremder Hand

Provenienz UT, Harry Ransom Center, Ernst Toller Papers
Briefkopf -
Poststelle -
Personen Kisch, Egon Erwin
Marinetti, Filippo Tommaso
Meyer, Peter
Ludwig, Emil
Wells, Herbert George
Mühsam, Erich
Toller, Ernst
Kisch, Egon Erwin
Institutionen PEN-Club
Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS)
Werke Ernst Tollers Anklage

Ernst Toller

83, Finchley Road,

London N.W.8.

1. August 1934.

Lieber Kisch,

ich sende Dir das Manuscript meiner Rede auf dem PEN-Kongress, aus der Du verwenden magst, was Du brauchen kannst.

Die PEN-Kongress-Teilnehmer nahmen, gegen eine Stimme, eine Resolution an, in der die Freilassung der in Deutschland gefangenen Schriftsteller gefordert wurde.

Merkwürdigerweise stimmte dieser Resolution sogar der italienische Delegierte Marinetti zu. Es wäre darauf hinzuweisen, dass logischerweise sich Herr Marinetti auch für die Freilassung der antifaschistischen Schriftsteller in Italien einsetzen müsste.

Als einziger Gegner trat der Schweizer Meyer auf, offensichtlich im Einvernehmen mit den Nazis. Die Versammlung liess ihn nach perfiden, verlogenen Angriffen auf mich nicht mehr zu Wort kommen.

Ludwig sprach über das Thema „Wie die Schriftsteller im Kampf gegen den Krieg teilnehmen könnten“. Leider fehlt mir das Material dazu, aber Du wirst die Rede wohl gelesen haben.

Bedeutsam wäre noch folgendes:

1.) Wells nahm einen Antrag, den ich schon vor zwei Jahren in Warschau gestellt habe, auf: Die sowjet-russischen Schriftsteller zum Eintritt in den PEN-Klub aufzufordern.

2.) An die italienischen Schriftsteller wurde die Frage gestellt, ob es wahr ist, dass sie antifaschistische Schriftsteller vom italienischen PEN-Klub ausschliessen.

Da Marinetti eine unzulängliche Antwort gab, soll diese Frage gelegentlich der Sitzung des Executiv-Komitees im November erneut behandelt werden.

Falls die Italiener ihre Haltung nicht ändern, rechnet man mit der Aufforderung, den PEN-Klub zu verlassen.

Herzlichst grüsst Dich

Dein

1 Anlage.

und 1 Bericht Mühsam-Kundgebung

N. B. Gern bin ich bereit, wenn ich einmal in Paris bin, in der Ortsgruppe des Schutzverbandes zu sprechen. Ich werde Dich rechtzeitig unterrichten.

Belegexemplar erbeten